Ölaustritt durch Überbefüllung?

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fredl99
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Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von fredl99 »

Hallo,

Habe kürzlich Ölspuren an der Unterseite bemerkt. Tropft nicht, waren vorigen Mai nur eingetrocknete Spuren, heute beim ATF-Wechsel allerdings feucht. Tritt eindeutig am Übergang zum Motor hervor und verteilt sich auf der rechten Hälfte der Unterseite des Getriebes. Motor ist außen trocken.

Die Fibel sagt:
Bei ATF-Austritt an der Getriebeglockenunterseite kann der Wel‐
lendichtring für Eingangswelle und/oder der ATF-Entlüfter un‐
dicht sein.
Da es nur rechtsseitig ist, tippe ich eher nicht auf die Welle, da würde ich eher mittige Verteilung erwarten, oder?

Aber weiter:
Stellen Sie bei einem Getriebe ATF-Austritt aus der Kontrollboh‐
rung hinter dem ATF-Entlüfter -A- in Höhe der Schraube -B- fest,
ist das Getriebe defekt und muss ersetzt werden.
Beide sitzen rechtsseitig, daher meine Fragen an die erfahrenen Helfer:
  • Was genau macht der ATF-Entlüfter, wie funktioniert er?
  • Was ist der eigentliche Zweck dieser Kontrollbohrung, außer ein kaputtes Getriebe anzuzeigen?
Kann an einem der beiden (ATF-Entlüfter, Kontrollbohrung) Öl austreten, wenn das Getriebe überbefüllt war?

Grund der Fragen: Beim heutigen ATF-Wechsel kamen bei 38° (MWB 10) über 4L heraus, von 4L frischem Öl (die gingen schon nicht ganz rein), kamen bis 40° (MWB 10) genau 0.5L wieder heraus. Somit war die Neufullung bei 40° ca. 3.5L, während fast 4.5L kühleres Öl abgelassen wurden. [icon_question2.gif]
Zusatzfrage: Würde dies auf eine frühere Überfüllung hindeuten?

Danke im Voraus für hilfreiche Hinweise!
Fredl.
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Horch
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von Horch »

Hallo,

der vordere "ATF-Entlüfter" in der Getriebeglocke ist vom Differential, und nicht für den Fluidkreislauf der Getriebehydraulik. Der dafür zuständige Entlüfter sitzt oben auf dem Getriebe.

Das Diff. hat seitlich links noch eine Entlüftungsbohrung, die weit unterhalb des oberen Ende des vorderen Entlüfters liegt. Daher ist wohl eine Undichtigkeit der Eingangswelle oder des Kurbelwellensimmerings wahrscheinlicher. Der außermittige Ölaustriit könnte sich durch die Drehbewegung erklären.

Zur Überfüllung: Es verbleiben bei eingebautem Getriebe immer ca. 3 L Fluid im Getriebe. Ausgehend von einer Gesamtfüllmenge von 7,5 L sind die abgelassenen 4,5 L korrekt. Wenn dann von den nachgefüllten 4 L 0,5 L wieder ausgetreten sind, wurde wahrscheinlich der Fluidwechsel nicht korrekt durchgeführt. Demnach hast Du nun eher eine Unterfüllung, als vorher eine Überfüllung.

Grüße,

Horch
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fredl99
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von fredl99 »

Servus,

Danke für die Erklärungen. Demnach ist die Benennung "ATF-Entlüfter" in der Fibel eigentlich nicht zutreffend. Ok, kann ich also ausschließen.

An eine Schleuderbewegung vom Wellendichtring habe ich auch gedacht. Aber die ist ja nicht konstant, also mag ich die Erklärung nicht ganz hinnehmen. (Zumindest lass ich die Hoffnung weiterleben...)

Bliebe noch diese ominöse Kontrollbohrung. Wozu ist die gut?

Zum ATF-Wechsel:
Wir haben zuerst Deinen Vorschlag, die Stellungen der Schaltwelle bei gelöstem Seilzug zu testen, durchprobiert. Hat subjektiv besser funktioniert, allerdings immer wieder F-125-Meldungen.
  • Daraufhin das Öl abgelassen, das inzwischen auf die genannten 38° abgekühlt war.
  • Getriebe geöffnet und weiter mit den Sensoren herumprobiert. Dabei festgestellt,
    • daß alle 12 Schrauben unterschiedlich fest waren, eine davon fast mit Handkraft zu lösen. Nur 2 hatten dieses gelbe Zeig am Gewinde.
    • daß an einem Magneten eine Kante abgesplittert zu sein scheint
    • daß bei einem Magneten (der selbe?) eine der Fixierungen an der Unterseite der Rastierung keinen "Kragen" hat
    • daß die Magnete erstaunlich schwach sind und sich die Erkennung merklich bessert, wenn man die Rastierung nur leicht angehebt.
  • Darauf schwarzen Belag an den Magneten festgestellt und diesen penibel weggewischt. Dazu das StG. entnommen, um alle Magnete zu erreichen. Ergebnis war merklich stärkerer Magnetismus und exakte Erkennung.
  • StG. eingebaut, Deckel mit neuer Dichtung drauf und Seilzug in Grundeinstellung fixiert.
  • Danach über Schlauch mit Trichter 4L ATF über Kontrollschraube einfließen lassen, wobei es gegen Ende schon nicht mehr rein wollte. Getriebe hatte dann 28°.
  • Motor gestartet, alle Stellungen mehrmals für einige Sekunden geschaltet und über VCDS Temperatur beobachtet. Während diese stieg, trat langsam aber stetig ATF aus.
  • Bei 40° Motor abgestellt und neue Schraube eingedreht.
Wo könnten wir einen Fehler gemacht haben?
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Hoikaiden
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von Hoikaiden »

die schraube wird doch erst reingedreht wenn das öl um den rand "tänzelt" und nicht wenn 40grad erreicht sind ?! Das Ganze kann auch bei laufendem Motor eingeschraubt werden, wenn es "tanzt" :)
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coupe110
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von coupe110 »

Hoikaiden hat geschrieben: Das Ganze kann auch bei laufendem Motor eingeschraubt werden, wenn es "tanzt" :)
nicht kann sondern muss bei laufenden Motor und in P
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von fredl99 »

Mit "tänzeln" meinst Du wohl, daß es in kleiner Menge aus dem Überlauf austritt? Das tat es ja die ganze Zeit während der Erwärmung. Wenn Du sagst, "erst eindrehen wenn ... und nicht bei Erreichen von ..." dann hätte ich also noch weiter warten sollen? Dann wäre ja noch mehr ausgelaufen.

Mir ist schon klar, daß da eine Korrektur angesagt ist. Ich würd's nur gerne diesmal richtig machen. Dazu muss ich wissen, was falsch war.
coupe110 hat geschrieben:nicht kann sondern muss bei laufenden Motor und in P
Ah, okay. Darauf habe ich nicht geachtet oder in den Weisungen übersehen. Wobei mir zwar der Unterschied zwischen laufendem und abgestelltem Motor nicht klar ist, aber das muss es ja nicht.

Also auf P beginnen, alle Stellungen für 5-10 Sekunden laufen lassen, dann auf P warten bis es 40° hat und bei laufender Maschine die Schraube rein, richtig?

War noch wo ein Fehler?
Danke!
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von Bacardifan86 »

Hast du den Schlauch und Trichter höher gehalten als das Getriebe selbst?

Ich hatte auch Öl zwischen Motor und Getriebe. bei mir war es die Ölwanne
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von Horch »

fredl99 hat geschrieben:War noch wo ein Fehler?
Ja, während des Aufwärmens wird die Befüll-/Kontrollöffnung verschlossen, bzw. der Schlauch abgeklemmt. Aber keinesfalls während des Aufwärmens ständig Fluid abgelassen. Bei erreichen der ca. 35°C wird dann die Kontrollöffnung geöffnet und es kommen dann bei richtiger Befüllung mit 5 L ca. 0,5 L wieder raus.

Grüße,

Horch
Zuletzt geändert von Horch am Do 8. Jun 2017, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von fredl99 »

Ok, jetzt hab ich's geschnallt, vielen Dank euch allen!
Ich hoffe sehr, daß ich damit keinen Schaden vorprogrammiert habe und mit dem 1L Defizit gefahrlos nochmal die 15km zur Bühne fahren kann?
Nach Hause lief er jedenfalls anstandslos.

@Bacardifan86: Ja, ich hab in Physik immer gut aufgepasst ;)
Wie hast Du die Ölwanne als Ursache identifiziert? Beim meinem Motor ist alles trocken.
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Bacardifan86
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Re: Ölaustritt durch Überbefüllung?

Beitrag von Bacardifan86 »

Weil ich die ölwanne abgebaut habe ;)
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